Hintergrund und Ziele: Obwohl Anagrelid bei der Behandlung von Thrombozythämie bei myeloproliferativen Erkrankungen weit verbreitet ist, gibt es derzeit nur begrenzte Informationen über die Wirksamkeit und Toxizität seiner Langzeitanwendung. Diese prospektive Studie untersuchte die klinische Toxizität und Wirksamkeit von Anagrelid während der zweijährigen Behandlung. Design und Methoden: Eine multizentrische, offene Phase-II-Studie zur Anagrelid-Behandlung wurde von der Swedish Myeloproliferative Disorder Study Group durchgeführt. Die Studie umfasste 60 Patienten mit Thrombozythämie aufgrund einer myeloproliferativen Erkrankung, 42 mit essentieller Thrombozythämie (ET), 17 mit Polyzythämie vera (PV) und einen mit Myelofibrose (MF).
Ergebnisse: Ein vollständiges Ansprechen (CR), definiert als Thrombozytenzahl <400×10(9)/L bei symptomatischen Patienten und < 600×10(9)/L bei asymptomatischen Patienten, wurde bei 67% der Patienten und ein partielles Ansprechen (PR) bei 6% erreicht. Die Ansprechrate war bei Patienten mit ET höher als bei Patienten mit PV (p = 0,05). Ein primäres Behandlungsversagen trat bei 27% aufgrund mangelnder Wirksamkeit bei einer tolerierbaren Dosis (n= 13) oder unzureichender Thrombozytenreaktion ohne Nebenwirkungen (n = 3) auf. Darüber hinaus brachen weitere 14 Patienten die Behandlung vor Ablauf des Zweijahreszeitraums aufgrund von Nebenwirkungen ab. Nebenwirkungen waren Herzklopfen (70%), Kopfschmerzen (52%), Übelkeit (35%), Durchfall oder Blähungen (33%), Ödeme (22%) und Müdigkeit (23%). Patienten und Ärzte bewerteten ihre Zufriedenheit mit der Anagrelid-Behandlung auf einer 10-stufigen Skala von 7,6 nach 3 Monaten bis >9 nach 24 Monaten. Nach zwei Jahren setzten 50% (n=30) der Patienten die Behandlung mit Anagrelid fort.
Interpretation und Schlussfolgerungen: Nebenwirkungen und toxische Abbruchraten waren höher als in früheren Studien, wahrscheinlich weil dies die erste langfristige prospektive Studie zur Durchführbarkeit und Toxizität der Anagrelid-Behandlung ist. Dennoch ist Anagrelid eine wertvolle Alternative zur Behandlung von Thrombozythämie bei myeloproliferativen Erkrankungen für Patienten, die das Medikament gut vertragen.