Hintergrund: Angststörungen gehören zu den am häufigsten diagnostizierten psychiatrischen Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung. Obwohl Angststörungen oft mit Depressionen und Persönlichkeitsstörungen einhergehen, gipfeln sie selten in Psychosen.
Methode: Nachdem die Autoren Psychosen im Verlauf einer schweren Panikattacke beobachtet hatten, identifizierten sie prospektiv vier Patienten, bei denen Panikattacken mit gleichzeitig auftretender Psychose auftraten. Alle erfüllten die DSM-IV-Kriterien für Panikstörungen. Besonderheiten ihrer klinischen Präsentation, Pharmakotherapie und Follow-up wurden aufgezeichnet.
Ergebnisse: Drei Patienten hatten eine Panikstörung in der Vorgeschichte und einer hatte eine generalisierte Angststörung in der Vorgeschichte. In allen Fällen entstand eine Psychose (akustische Halluzinationen oder Wahnvorstellungen) im Verlauf einer schweren Panikattacke. Psychotische Symptome traten nur während Panikattacken auf; Diese konnten jedoch bis zu 10 bis 15 Mal am Tag auftreten. Bei allen vier Patienten klangen die psychotischen Symptome nach kurzer Zeit entweder spontan oder unter Benzodiazepin/SSRI-Behandlung ab. Keiner der Patienten benötigte eine neuroleptische Behandlung.
Schlussfolgerung: Die Fälle deuten darauf hin, dass sich Psychosen im Verlauf einer schweren Panikattacke bei Patienten mit Panikstörung entwickeln können, wie zuvor bei Patienten mit Zwangsstörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen berichtet wurde. Die Unterscheidung von Panikattacken mit psychotischen Merkmalen von anderen psychotischen Störungen ist klinisch wichtig, da eine antipsychotische medikamentöse Behandlung dieser psychotischen Symptome nicht indiziert ist. Weitere Untersuchungen zur Prävalenz psychotischer Symptome bei Angststörungen und zur Pathophysiologie dieses Phänomens sind erforderlich, um die Beziehung zwischen Angststörungen und Psychosen zu klären.